"China Rot" ist das wohl ambitionierteste Werk des französischen Zeicheners Robin. Wie aus den editorischen Texten in dieser Gesamtausgabe zu erfahren ist, verdiente er sein Geld auch bei Disney - was macht man nicht alles, um etwas zu Essen zu haben.
Die vier Alben umfassende Geschichte um den Europäer Henk und die Chinesin Lui ist hier stilvoll zwischen zwei harte Deckel gepackt. Entstanden zwischen 1991 und 1996.
In einem fiktiven China, angereichert mit Rattenmenschen, Drachen und Dämonen, fällt der weltfremde junge Henk in die Arme der Prinzessin Lui. Doch diese Liebe darf natürlich nicht sein. Und doch kommen die beiden sich immer näher. Im Intrigenspiel von Handelsmächten und Schicksalsmächten dürfen sich die Liebenden mal im Traum, mal richtig näherkommen. Henk schert sich keinen Deut um die Auswirkungen seines Tuns und so kommt es zu mehreren blutigen Gemetzeln, sehr zur Freude der höllischen Dämonen. So spielt die Geschichte rund um die Themen Verantwortung und Illusion. Wichtig und tragisch ist die Vater-Sohn Beziehung.
Künstlerisch sehr interessant, merkt man die Erfahrung des Zeichners, die er mit seinen Fantasy-Comics sammelte. Träumerische Passagen wechseln mit blutroten Schlachtszenen (nichts für schwache Nerven). Besonder die Höllenbilder bestechen durch ihre fraktale Eleganz. Sucht man Vergleiche, kommen Mézieres/Druillet und als Kontrast Cosey in den Sinn. Wobei Robin einen eigenen, eher netten Stil beibehält.
Zur Präsentation: Schön und haltbar. Man hätte aber die Seitenzahlen der Original-Alben weglassen, und durch eine durchgängige Numerierung ersetzen können.