Wohlstand
Eigentlich macht dieser Comic sehr viel richtig. Es ist eine Klageschrift im Stil von Klassikern wie „1984“ und „Soylent Green“. In einem Deutschland nach dem Staatsbankrot wird Leistung zur Überlebensberechtigung. Alte, Kranke oder generell Arbeitsunfähige werden von der regierenden WSB mit Nachdruck zur „Ausgliederung“ gebeten. Aber die Erzählung erhebt immer wieder diesen moralischen Zeigefinger. Hier gibt es nur Gut und Böse. Menschliche Grautöne fehlen völlig. Klar ist die Marketingfrau der WSB dick, klar vergewaltigt der WSB-Soldat in seiner NS-Uniform die Protagonistin. „Wohlstand“ ist ein Punklied: hart, mit klarer Aussage, ungeschliffen und tendenziös. 5 Sterne für das Engagements, -2 Sterne für den nervenden erhobenen Zeigefinger, -1 Punkte weil dieser Comic gegen eine starre Klassifizierung von Menschen ist, sich selbst aber im Nachwort unbedingt zur elitär angehauchten Gruppe der Graphic Novels machen muss.