Marco ist Fotograf. Nicht einer, der in einem Atelier launische Kinder und versteinert lächelnde Hochzeitspaar aufnimmt, er ist Künstler. An seiner Seite sorgt Émilie dafür, das der Künstler nicht verhungert. Den Leser dieses Comics erwartet auf den ersten Blick eine linear erzählte Lebensgeschichte. Aber „Der alltägliche Kampf“ ist wunderbar konstruiert und natürlich nimmt uns Lacenet mit seinen perfekt einfachen Bildern mit in ein leicht überhöht präsentiertes Leben voller Wendungen, Fragen und gelegentlich einer liebevollen Umarmung.
Im dritten Band stirbt Marcos Vater. Die Heldin ist dabei die nun verwitwete Mutter. Die trägt nicht leicht am Selbstmord ihres Mannes aber sie sagt „ich muss weitermachen, ich habe keine andere Wahl … das Leben geht weiter …“.
Und das leben will weitergehen, so wie Émilie ein Kind möchte. Das birgt für den lieber frei lebenden Künstler Probleme. So wird aus dem unverhofften Erfolg eines Vertrags über die Veröffentlichung eines Fotobuchs eine Reise in die Vergangenheit des Vaters. Dieser Abschnitt ist erfrischend unerwartet wie negativ. Doch er bringt etwas Klarheit.
Lancenet erzählt wie schon erwähnt konstruiert und sehr zurückgenommen. Man bemerkt seine leitende Hand nicht leicht. Dennoch werden einzelne Themen im Verlauf der Geschichte wiederholt unter veränderten Bedingungen wieder aufgenommen. So die Sache mit dem Nachwuchs in der Form des Wunsches von Émilie, dann als Marco seinen Bruder besucht und als er nach mehr Informationen über seinen verstorbenen Vater sucht. Immer wieder werden die ernsten Passagen durch Anekdoten aufgelockert. Die pure Schadenfreude kommt auf, als Marco am Strand einen alten Wasserspeicher entdeckt, von dem er als Kind immer ins Meer sprang. Nur hält der morsche Turm das erhöhte Gewicht des nun erwachsenen Marco nicht mehr aus und er macht den Bauchplatscher seines Lebens.